Gesunde Ernährung ist etwas Wunderbares. Auf Wiener Mehlspeisen muss man dann aber komplett verzichten. Dazu bin ich nur bedingt bereit, besonders in der Faschingszeit. Ohne Krapfen kann ich mir den Winter gar nicht vorstellen. Wenn schon kaum Schnee uns diese Jahreszeit versüsst, möchte ich wenigstens das Weiss am Krapfen nicht missen.
Früher war ich da ganz schmerzbefreit und kaufte jeden Krapfen, über den ich stolperte. Dann kam die Ü30 Zeit, und ich bereute bis Mai jeden Bissen, bis ich die angefutterten Kalorien wieder los wurde. Die Groissböck Familienpackung wurde deshalb ab sofort von der Einkaufsliste gestrichen, obwohl die Krapfen von vielen als die Besten bezeichnet werden. Die Taktik nur mehr Puppenkrapfen von Demel, das sind die winzigen Kleinen, zu kaufen, half gar nicht, weil ich bei einem nicht bleiben kann. Die sind einfach zu gut.
In diesem Jahr versuchte ich damit nur ganz ausgewählte Exemplare zu kaufen. Das half ein bisschen. Geschmeckt haben sie alle. So richtig begeistert war ich heuer nicht. Vielleicht liegt es einfach am schlechten Gewissen. Das glaub ich aber nicht. Ein richtig guter Krapfen muss bei mir folgende Kriterien erfüllen.
Optisch muss der hellgelbe Ring ganz eindeutig erkennbar sein und die Zuckerschicht, wie frisch gefallener Schnee über dem knusprigen Braun, locker anhaften.
Beim ersten Bissen möchte ich an einen frisch aufgeschüttelten Daunen-Polster denken und an keine Schaumstoff-Matratze. Und dann muss Marmelade her. Beim 2.Bissen ist schon fast zu spät. Es darf nur Marillenmarmelade sein, und das soll man auch wirklich schmecken. Zuckergeschmack hat man ja schon ausreichend oben auf. Nicht zu vergessen: die Marmelade soll mittig im Krapfen gefüllt sein und nicht irgendwo am Rand. Das war es dann aber auch schon.
Wie sah das jetzt heuer bei den Krapfen aus, die ich liebevoll ausgesucht hatte?
1. Schwarz
- Optik: OK
- Marmelade: Ist das Marille? Schmeckt nach Zucker und schlichtweg zu wenig
- Fazit: War schon mal flaumiger
2. Ströck
- Optik: OK, aber der Staubzucker könnte feiner und regelmässiger gestreut sein
- Marmelade: schmeckt nach Marille, aber zu süss
- Fazit: aussen super knusprig, innen super flaumig
3. Gragger
- Optik: Zucker perfekt, und man sieht ihm die Frische an
- Marmelade: köstlich
- Fazit: sogar mit gutem Gewissen, weil Bio
4. Heberer
- Optik: wirklich sehr hübsch anzusehen
- Marmelade: gut
- Fazit: flaumig, luftig, aber der Teig hat nach nix geschmeckt
4. Felber
- Optik: OK
- Marmelade: gut
- Fazit: gut, aber nicht unvergesslich
5. Schrott
- Optik: der Staubzucker ist viel zu pappig aufgetragen
- Marmelade: etwas dunkel und fest, aber sehr gut
- Fazit: richtig gut, auch der Teig
6. Auer
- Optik: OK, aber der Staubzucker könnte feiner und regelmässiger gestreut sein, aber natürlich macht das A auch was her
- Marmelade: schmeckt nach Marille, aber zu süss
- Fazit: aussen super knusprig, innen super flaumig
Ausser Konkurrenz, weil Crème brûlée-Minikrapfen, aber kann nicht unerwähnt bleiben:
Ströck-Feierabend
- Optik: zum reinbeissen und herzig klein, mit Karamellkruste
- Füllung: traumhafte Vanille Creme
- Fazit: bei Einem bleibt’s da nicht! Sensationell.
Wem das alles noch zu wenig Kalorien sind, seien meine beiden anderen Favoriten im Fasching ans Herz gelegt:
Faschings-Kasperl von Heiner
und Marzipan (ja! kein Teig, nur Marzipan) mit Nougatfüllung von der Confiserie neben dem Schwarzen Kameel:
Den perfekten Krapfen habe ich noch nicht gefunden. Der müsste nämlich diese Marmelade als Füllung haben:
Einen süssen Faschingsausklang!